Josef Eberl: Fraunhofer- und Weltall-Sgraffiti
Daten:
Künstler: Eberl, Josef
Lebensdaten: 1916–1989
Gattung: Malerei
Datierung: 1959/70
Adresse: Pestalozzistraße 4, 94315 Straubing
Geboren wurde Josef Eberl am 29.3.1916 in Straubing als Sohn eines Kirchenmalers und Vergoldermeisters. In München legte er die Gehilfen- und Meisterprüfung für das Malerhandwerk ab. Erst nach seiner Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg und der Genesung konnte er ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München aufnehmen, wo er 1951 bis 1954 Schüler bei Franz Nagel war. 1954 gründete er einen Schriftenmalerbetrieb. Mit der Schriftenmalerei an Fahrzeugen verdiente er bis zur Aufgabe des Meisterbetriebs 1979 seinen Lebensunterhalt. Die Kunst, der er sich vor allem in der Freizeit widmen konnte, empfand er aber als seine eigentliche Berufung. In seinen Gemälden und graphischen Arbeiten behandelte er vor allem Landschaften und Stillleben in gemäßigt expressiver Art. Daneben gehören zu Eberls Oeuvre auch weit über 100 künstlerische Wandgestaltungen, Sgraffitti, Mosaiken und Glasfenster an öffentlichen und privaten Bauten. Diese Arbeiten zeigen eine Neigung zu graphisch-kubistischer Stilisierung.
An der Fassade der Joseph-von-Fraunhofer-Berufsschule sind zwei Sgraffiti von Josef Eberl zu sehen. Das erste entstand bereits 1959 und konzentriert sich auf die Person Fraunhofers, nach dem die Einrichtung benannt ist. Das zweite Sgraffito konnte Eberl nach der Aufstockung der Schule 1970 hinzufügen. Joseph von Fraunhofer (1787-1826) ist als historische Persönlichkeit für seine Mikroskope, Lupen, Fernrohre und Ferngläser von hoher Qualität bekannt und gilt als Begründer der deutschen Präzisionsoptik. Die Qualität seiner Fernrohre ermöglichte grundlegende Entdeckungen in der Astronomie. Deshalb ist er in der rechtenrechten Bildhälfte zu sehen, wie er mit einem großen Fernrohr einen Planeten beobachtet. Oben ist eine Sonnenuhr angedeutet. Die Tiere an der linken Seite vertreten wohl die Tierkreiszeichen und stehen dabei wie der einsame Planet rechts wiederum für den Sternenhimmel, den Fraunhofer auch selbst mit seinen Geräten erforschte.
Das Sgraffito an der Fraunhofer Berufsschule, das nachträglich bei einem Anbau über die Szene des Erfinders bei der Betrachtung der Sterne gesetzt wurde, passt farblich, stilistisch und inhaltlich zur Fraunhofer-Darstellung des unteren Wandbildes: Dort ist der Weltraum selbst zu sehen, einzelne Planeten ziehen ihre Bahnen. Dazwischen schwebt nun jedoch auch eine menschliche Gestalt.
Quelle:
Myriam Wagner: Josef Eberl - Ein Straubinger Künstler. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung. 111. Jahrgang (2009), S. 233-346.
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