Joseph Michael Neustifter: Marktbrunnen

Foto: Markt Reisbach

Joseph Michael Neustifter wurde 1949 in Eggenfelden geboren. Die Familientradition fortsetzend beginnt er schon in seiner Schulzeit eine Bildhauerlehre beim Vater und wird Mitglied im BBK Niederbayern/Oberpfalz. 1969 beginnt er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste bei Professor Georg Brenninger in München. Es werden ihm bis heute ca. 160 erste Preise mit Ausführung bei öffentlichen Wettbewerben „Kunst am Bau“ zugesprochen. Über die Jahre entstehen an die 200 Brunnen und Zeichen für den öffentlichen Raum und mehr als 90 Gestaltungen von Kirchenräumen vor allem im Süddeutschen Raum, Österreich, Italien und Frankreich. U.a. wird er 1972 und 1984 mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet, 1984 mit dem Großen Kulturpreis Ostbayern, 1989 mit dem Bundespreis für Kunst am Bau in Hamburg, 1995 mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik für sein künstlerisches Werk und 2005 mit dem Bayerische Verdienstorden „Pour le Merite“.
Charakteristisch für sein Werk sind detailreiche Bronzeskulpturen, die oftmals mit Allegorien arbeiten und so eine satirische Bedeutung transportieren. Er arbeitet und lebt in Eggenfelden.

Der Markt- oder auch Wolfsindisbrunnen zeigt Geschichts- und Sagenallegorien aus Reisbach. Er hat drei Säulen. Jede der drei Säulen hat eine besondere Bedeutung im Bezug auf die Geschichte Reisbachs.
Die erste Säule erinnert an die Reisbacher Synode im Jahr 799. Mit einer Inschrift wird an Reisbach als Tagungsort gedacht, sowie die wichtigsten Teilnehmer genannt. Am Ende steht die Bitte, dass der allmächtige Gott alles zum Besten wenden möge für seine heilige Kirche, für unser Baierland und unser liebes Rispach. Amen.
Mit der zweiten Säule wird an die Verleihung der Marktrechte 1445 durch Herzog Heinrich den Reichen gedacht.
Die dritte Säule erzählt von der Sage der Reisbacher Sonnenfischer. Demnach wollten die Reisbacher schönes Wetter. Da sich eine Leiter bis zum Himmel nicht rentiert hätte, kamen sie auf die Idee die Sonne aus der Vils zu fischen, wenn sie hinein leuchtet. Letztendlich blieb ihnen nur der Name „Sonnenfischer“ und eine Sage, die heute noch erzählt wird.
Gekrönt wird der Brunnen von der Ortsheiligen Wolfsindis. Am Brunnenrand sind die Namen der den heutigen Markt Reisbach bildenden ehemaligen Gemeinden verewigt und am Zulauf deutet Neustifter mit Worten wie Friede, Freiheit oder Glasnost aktuelle Ereignisse der Erbauungszeit an.
Der Brunnen wird mit Quellwasser gespeist und fließt dadurch an 365 Tagen im Jahr. (Maria Huber, Markt Reisbach)