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Kunst in Niederbayern

Heinz Theuerjahr: Vier Pelikane

Foto: Lukas Bauer

Daten:

Künstler: Theuerjahr, Heinz

Lebensdaten: 1913–1991

Gattung: Plastik/Skulptur

Material: Bronze, Granit (Sockel)

Abmessung: Plastik: 1,63 x 1,65 x 1,33 m; Sockel: 0,25 x 1,70 x 1,15 m

Datierung: 1963

Adresse: Innstraße 69, 94032 Passau

Eigentümer: Stadt Passau

Heinz Theuerjahr wurde 1913 in Stolp (Hinterpommern) geboren. Nachdem er 1932 in Stralsund das Abitur abgelegt hatte, begann er zunächst eine landwirtschaftliche Lehre, dann war er bis 1934 an der Staatlichen Hochschule für Kunsterziehung in Berlin eingeschrieben, nahm schließlich aber ein Studium an der dortigen Kunstakademie auf. Während der Semesterferien unternahm Theuerjahr ausgedehnte Wanderungen durch Süd-Ost-Europa sowie den Bayer- und Böhmerwald und kam so 1935 erstmals nach Waldhäuser am Fuße des Lusen. 1938 bereiste der Bildhauer Nordeuropa und Jugoslawien. 1939 folgte ein Aufenthalt in der Villa Romana in Florenz. 1940 wegen einer Lungenkrankheit als Soldat entlassen, ließ er sich in Waldhäuser nieder, wo er eine Familie gründete. 1946/47 war Theuerjahr Gründungsmitglied der Donau Wald Gruppe, ab 1960 unternahm er 14 Reisen nach Afrika. Er setzte sich vor allem mit entsprechenden Tiermotiven auseinander. Seine Berufung sah Theuerjahr darin, Überflüssiges beiseite zu lassen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren („Die knappste Aussage ist die beste“). Er verließ nie den von ihm eingeschlagenen Weg und verzichtete auf die Orientierung an Modeströmungen. Theuerjahr blieb immer klar und prägnant in seiner Aussage und somit zeitlos. 1991 verstarb der Bildhauer in seinem Atelier in Waldhäuser. (Florian Jung, Kreisheimatpfleger Deggendorf)

Bei der Bronzeplastik handelt es sich um vier Pelikane, die in einem halboffenen Rund angeordnet sind. Die Tierfiguren sind stark abstrahiert und auf ihre wesentlichen Merkmale reduziert. So sind insbesondere die langen, dünnen Hälse als Charakteristikum des Pelikans hervorgehoben. Während diese leicht zurückgeneigt sind, deuten die ebenfalls schmal gearbeiteten Schnäbel zum Zentrum der halbkreisförmigen Ordnung. Auch die vier Beinpaare folgen dem Prinzip der Reduktion. Theuerjahr bildet hier keine naturalistischen Vogel-Füße ab, sondern kreiert eine Reihung säulenartiger, nach unten hin verjüngter Beine, die einen inneren Halbkreis bilden. Der äußere Halbkreis der Komposition wird durch die am Sockel aufliegenden Federn der Tiere bestimmt, welche aufgrund der stilisierten Darstellungsweise nicht eindeutig als Flügel- beziehungsweise Schwanzgefieder typisiert werden können. Die Figuren sind angesichts ihrer unterschiedlichen Halsneigung, Höhe und aufgrund des Winkels, in dem sie den Betrachter frontal anblicken, als individuelle Kreaturen auszumachen. Dennoch formen sie eine Einheit, was nicht zuletzt durch die dichte Aneinanderreihung und das augenscheinliche Verschmelzen der Gefieder unterstützt wird. Die glatte Oberfläche der Federkleider trägt darüber hinaus dazu bei, dass sich die Rücken der Tiere zu einem rundlichen Gebilde zusammenfügen. Die Pelikangruppe, die sich seit 1964 am Adalbert-Stifter-Gymnasium befindet, wurde ursprünglich als Brunnen installiert. Heute ist die Plastik auf einem Grünstreifen entlang der rechten Seite der Einfahrt positioniert. Der Strauchbewuchs im Hintergrund des Werkes intensiviert die Inszenierung des Tiermotivs im naturbezogenen Kontext. Die Bronze ist an einem Pelikanrücken mit dem Monogramm Heinz Theuerjahrs sowie dem Entstehungszeitpunkt versehen und ist auf einem Podest, bestehend aus drei Granitplatten, platziert. An der Vorderseite des Steinquaders wurde eine Plakette angebracht, die die Lebensdaten und den Namen des Künstlers wiedergibt. (Lukas Bauer)

Literatur:

Imme Oldenburg, Tierplastik im 20. Jahrhundert. Heinz Theuerjahr (1913 – 1991). Biographie und Werkverzeichnis, Passau 2001.

Martin Ortmeier, Heinz Theuerjahr und die “Schule der Pelikane“, in: Passauer Neue Presse, 18.07.2003.

Foto: Lukas Bauer
Foto: Lukas Bauer
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